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Bürokratie in Deutschland: Bürger klagen über Regelungswahn


Bürokratie in Deutschland
"Diese Regelungswut ist einfach unerträglich"

MeinungVon t-online, Mth

Aktualisiert am 21.05.2024Lesedauer: 3 Min.
Eine Frau umgeben von einem Aktenberg: Zu viel Bürokratie ist ein Problem.Vergrößern des BildesEine Frau umgeben von einem Aktenberg: Zu viel Bürokratie ist ein Problem. (Quelle: Franz Pfluegl / Imago)
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Eines der größten Probleme Deutschlands ist die überbordende Bürokratie. Bürger schildern ihre Erfahrungen mit der deutschen Volkskrankheit.

"Von der Wiege bis zur Bahre: Formulare, Formulare", lautet ein Sprichwort, das die Situation in Deutschland treffend beschreibt. So gut wie jeder Lebensbereich ist bis ins Detail durchreguliert.

Florian Harms scheibt in seinem "Tagesanbruch" deshalb: "Der wichtigste Grund für den deutschen Stillstand ist nicht die Inflation, Geldmangel oder irgendeine der vielen Krisen, denen wir gegenwärtig ausgesetzt sind. Es ist etwas viel Banaleres: die Bürokratie." Vielen t-online-Lesern spricht der t-online-Chefredakteur damit aus der Seele.

"Diese Regelungswut ist einfach unerträglich"

Wolfgang Karl berichtet: "Ich war Polizeibeamter, nicht auf der Straße, sondern im Organisationsbereich. Als vor Jahren eine große Umstrukturierung im gesamten Bundesland erfolgte, wurde der gesamte Ablauf nicht – wie eigentlich geplant – besser, sondern in vielen Bereichen komplizierter. Es wurde in kurzer Zeit eine Vielzahl von neuen Vorschriften erlassen, die kaum jemand mehr lesen, geschweige denn umsetzen konnte. Seltsamerweise lief das Ganze zuvor bedeutend unkomplizierter. Diese Regelungswut war und ist einfach unerträglich und unnötig."

"Ich habe den tollsten Beruf der Welt", sagt Kieferorthopäde Karl-Heinz. "Dennoch gebe ich meine Praxis nun ab. Ich will mich diesem Ungetüm Bürokratie nicht mehr stellen, nicht mehr jeden Tag das Gefühl haben, mehr Zeit für die Normerfüllung als für meine Patienten aufbringen zu müssen und dennoch täglich die Sorge haben zu müssen, nur die Hälfte der Vorschriften erfüllen zu können."

"Die Politiker haben es versäumt"

Elke Vogel schildert einen privaten Fall: "Ich hätte ohne Weiteres im März umziehen können, es ist alles gepackt und steht bereit. Es geht aber nicht. Der Käufer des Häuschens, das ich mieten möchte, hat alles bezahlt. Aber nun wartet er seit Monaten auf die Bestätigung des Grundbucheintrags. Vorher kann ich als Mieterin nicht einziehen." Die t-online-Leserin könnte sich jeden Tag über Bürokratieunsinn ärgern. Sie habe die Hoffnung aufgegeben, dass sich etwas zum Positiven wandeln wird.

Hartmut Trier mailt: "Die Bediensteten in der gegenwärtigen staatlichen Verwaltung sind engagiert, aber der Apparat als Ganzes ist zu behäbig. Jede Organisation hat aufgrund bestehender Strukturen und Rahmenbedingungen ihre eigene Reaktionszeit und eine mehr oder weniger große Innovationskraft. Die unzulänglichen Ergebnisse des Agierens sind nicht die Schuld der Bediensteten, sondern das Versäumnis der Politiker, die zur Gestaltung der Zukunft ein Mandat bekommen haben. Sie haben es bisher versäumt, die mit der Gründung der Bundesrepublik übernommenen Strukturen, Traditionen und Rahmenbedingungen aus Bismarcks Zeiten der gesellschaftlichen Entwicklung anzupassen und entsprechend zu reformieren."

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"Das hindert, nervt, frustriert und hält auf"

"Nicht einfache Beamte machen die vielen Gesetze, sondern Beamte in höheren Funktionen, die mit der Praxis nichts mehr zu tun haben, sondern nur noch in höchsten Gehaltsgruppen 'die Verwaltung verwalten'", meint Klaus Franz und führt aus: "Kämen die Gesetze von denen, die sie täglich durchsetzen und mit ihnen arbeiten müssen, wären sie deutlich einfacher und vor allem pragmatischer und vielleicht auch verständlicher."

Dagmar Tobias informiert aus ihrem beruflichen Alltag: "Es gibt wahnsinnig viel Bürokratie mit Gesetzen, Verordnungen etc., die bis ins Kleinste Vorgänge regeln. Und ja, das hindert, nervt und frustriert, es hält auf und man fasst sich an den Kopf."

Die Finanzbeamtin wendet aber ein: "Auf der anderen Seite müssen sich wohl die meisten Menschen an die eigene Nase fassen. Denn sobald etwas nicht bis ins kleinste Detail geregelt ist, wird der grundlegende Sinn dieser Regeln gebogen, verzerrt und bis ins Absurde ausgelegt, um sich einen eigenen Vorteil zu verschaffen. Das sehe ich jeden Tag und ich finde das nicht sozial."

"Das Beamtentum hat sich kontinuierlich aufgebaut"

"Das preußische Beamtentum hat sich wie die Abgeordneten in Berlin seit Jahren kontinuierlich aufgebaut und besteht zum größten Teil aus Parteienfilz und Verwandtenunterbringung", glaubt Michael Norris. "Letztendlich müssen die Damen und Herren auch zeitweilig beschäftigt werden und denen kann nicht daran gelegen sein, sich selbst wegzurationalisieren."

Der t-online-Leser nimmt es aber mit Humor: "Streiten sich ein Amerikaner und ein Deutscher, wer am schnellsten ein Gebäude hochziehen kann. Nach sechs Monaten schickt der Amerikaner ein Telegramm: 'Noch 14 Tage und wir sind fertig.' Der Deutsche schreibt zurück: 'Noch 14 Formulare und wir fangen an.'"

Verwendete Quellen
  • Zuschriften von t-online-Lesern
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